Ausgabe März 2002

Ost-westliche Ukraine

Am 31. März finden in der Ukraine zum dritten Mal seit Erlangung der Unabhängigkeit Wahlen zur Werchowna Rada, der obersten Volksvertretung des Landes, statt. Sie fallen in eine Zeit, in der die innere Entwicklung von einem wirtschaftlichen Aufschwung und einer relativen Stabilisierung des politischen Systems gekennzeichnet ist. Erstmalig seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Herrschaftssystems und dem Zerfall der Sowjetunion konnte in den beiden letzten Jahren der wirtschaftliche Niedergang gestoppt und ein kontinuierlicher Zuwachs der wirtschaftlichen Leistungskraft erzielt werden. Nach vorläufigen Angaben des Staatskomitees für Statistik wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Ukraine im Jahre 2001 gegenüber 2000 um ca. 9%. Die Industrieproduktion hatte von Januar bis Oktober einen Zuwachs von etwa 16% im Vergleich zum Vorjahr, und die Inflationsrate lag unter 4%. Mit diesen Wachstumsraten steht die Ukraine an der Spitze aller UdSSRNachfolgestaaten und belegt auch einen vorderen Platz im Vergleich aller mittelosteuropäischen Reformländer.

Die wirtschaftliche Stabilisierung ging einher mit der Überwindung der tiefen politischen Krise zu Beginn des Jahres 2001, die sich durch die Verwicklung von Präsident Leonid Kutschma in die Affäre um die Ermordung des regimekritischen Journalisten Gongadse zeitweilig zu einer Staatskrise ausgeweitet hatte.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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