Die transatlantischen Missverständnisse erhalten in der gegenwärtigen Phase der Erhitzung des öffentlichen Klimas in Amerika eine besondere Eigendynamik: Die Dramatik, von der amerikanischen Medienwelt gekonnt inszeniert, weist in Richtung eines Krieges gegen den Irak. „Showdown Irak“ ist die mediale Überschrift, mit der die Öffentlichkeit auf die Realität des bevorstehenden Krieges vorbereitet wird. Der Terror hat die amerikanische Nation existenziell getroffen. Selbst die letzte verbliebene Supermacht kann den Schutz ihrer Bürger nicht garantieren. Dies ist ein völlig neuer Horizont für ein Land, das sich in seiner Geschichte weitestgehend als von außen unangreifbar verstehen konnte. Die sicherheitspolitischen Herausforderungen Amerikas lagen traditionell außerhalb der eigenen Grenzen. Überall, wo der amerikanische Traum von der Freiheit bedroht erschien, war das Ethos der Vereinigten Staaten gefordert – im geteilten Deutschland, in Berlin, in Vietnam, in Somalia und anderswo. Jetzt aber wurde erstmals die Gefährdung der eigenen Nation zur traumatischen Erfahrung.
In der amerikanischen Antwort, im Krieg gegen denTerror, ist nun aus amerikanischer Sicht nicht primär Freundschaftspathos gefragt, sondern handfeste europäische Leistung.