Robert Kagans Macht und Schwäche in der Debatte
Die Frage nach dem richtigen Umgang mit Saddam Hussein belastet die deutschamerikanischen Beziehungen, aber keineswegs nur sie. Auch jenseits des Wahlkampfgetöses hüben und drüben ist in die transatlantischen Beziehungen ein neuer, beunruhigender Ton gekommen. Leben Europäer und Amerikaner überhaupt noch in ein und derselben Welt? Sind es lediglich die Alleingänge der Bush-Equipe, die das im Grunde ungefährdete transatlantische Verhältnis belasten? Oder geht der eingetretene Zustand durchaus nicht auf eine einzelne Wahlentscheidung oder ein singuläres Ereignis wie 9/11 zurück? Beurteilen Amerikaner und Europäer die Welt und ihre Bedrohungen deshalb so unterschiedlich, weil die einen stark sind, die anderen schwach? Was die Vereinigten Staaten und Europa auseinander treibt, hat jüngst Robert Kagan in seinem vielbeachteten Essay „Macht und Schwäche“ pointiert beschrieben. Die „Blätter“ präsentierten im vergangenen Monat seine provokanten Thesen erstmals auf deutsch. Kagan, Senior Associate der Carnegie-Friedensstiftung in Washington, D.C., gilt als einer der einflussreichsten neokonservativen Strategieberater im Umkreis der Bush-Administration. Sein Essay erschien unter dem Titel „Power and Weakness“ zuerst in der „Policy Review“, einer Zeitschrift der Hoover Institution, Stanford, die der republikanischen Partei nahesteht.