Ausgabe November 2002

NATO: Einer für alle oder alle für einen?

Im November 2002 wird der Prager NATO-Gipfel über die nächste Erweiterung der Organisation entscheiden. Zehn Länder haben sich beworben, und alles sieht nach einem "Big Bang" aus. Vermutlich werden nur die instabilen Kandidaten Mazedonien und Albanien, möglicherweise auch Kroatien, das Nachsehen haben. Es ist davon auszugehen, dass die baltischen Staaten, Slowenien, die Slowakei, Bulgarien und Rumänien so genannte Einladungen erhalten. Während 1990 der damalige US-Außenminister Moskau zugesichert hatte, dass die NATO sich nicht über Ostdeutschland hinaus ausdehnen werde, und die erste Erweiterungsrunde vor allem in Russland Widerstand hervorrief, wird der bevorstehende Mitgliederzuwachs als fait accompli ohne ernsthafte Bündnisdebatte behandelt. Nicht Russlands Psychosen, die Nationalismen in Südosteuropa oder die sicherheitspolitischen Ambitionen der EU sind derzeit das beherrschende Thema, sondern die Frage, ob es zum eigenen Vorteil gereicht, in einer Pax Americana zu leben. Die künftige Rolle der NATO und die Effekte der Erweiterung sind zum Unterthema der Debatte geworden.

Putins Lernfähigkeit

Vor der ersten Erweiterung hatten sich Kritiker noch vor den fahrenden NATOZug geworfen.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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