Während der "Möllemann-Debatte" im vergangenen Frühsommer führten wir ein "Blätter"-Gespräch mit Hanno Loewy vom Fritz Bauer Institut in Frankfurt a.M. über die Frage, ob es eine neue Qualität des Antisemitismus gibt, wie man berechtigte Kritik an der Politik Ariel Scharons und Antizionismus, gar Antisemitismus, auseinanderhält und "Pawlowsche Reaktionen" vermeidet ("Wenn Solidarität in Geiselhaft mündet. Über die Schwierigkeit, Israel zu kritisieren", "Blätter", 7/2002, S. 801-811). Es liegt auf der Hand, dass die gleichen Fragen andernorts ebenfalls diskutiert werden. In dem Londoner Monatsmagazin "Prospect" (August 2002) fiel uns ein "Sense on antisemitism" betitelter Beitrag von Antony Lerman auf, 1991 bis 1999 Geschäftsführer des Institute for Jewish Policy Research in London. Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und des Verlages von "Prospect" (www.prospect-magazine. co.uk) stellen wir Lermans Sicht der Dinge in einer geringfügig gekürzten Eigenübersetzung der Redaktion vor. - D. Red.
Können wir bei der Einschätzung der aktuellen Antisemitismus-Gefahr zwischen echter Bedrohung und Angst vor unseren eigenen Schatten unterscheiden? In Anbetracht der Verheerungen, die der Antisemitismus im 20.