Ausgabe Oktober 2002

Lateinamerika in der Falle

Das wirtschaftliche Drama in Lateinamerika nimmt kein Ende. Nach dem argentinischen Kollaps sind nun auch Brasilien, Uruguay und eine Reihe weiterer Länder stark angeschlagen. Für Argentinien wird in diesem Jahr ein Rückgang des Wachstums in der Größenordnung von 15% erwartet, die Inflation geht auf 50% zu und die Lage der Menschen verschlechtert sich von Tag zu Tag. Die brasilianische Wirtschaft stagniert bestenfalls und fast alle übrigen Staaten haben mit rezessiven Entwicklungen zu kämpfen. Die Arbeitslosigkeit steigt durchgängig und die Verarmung noch größerer Teile der Bevölkerung ist nicht mehr abzuwenden.

Noch schlimmer: Es gibt keine Hoffnung, dass sich die Situation in der gesamten Region in überschaubarer Zeit zum Besseren wenden könnte. Angesichts dieser Situation ist die Tatenlosigkeit der internationalen Gemeinschaft nur noch als skandalös zu bezeichnen. Zwar hat man Brasilien einen neuen großzügigen IWF-Beistandskredit eingeräumt, die Verhandlungen über eine Entlastung Argentiniens aber kommen nicht voran und von einer durchgreifenden Lösung ist überhaupt nicht mehr die Rede. Wie hilflos der IWF und die G7 der Lage gegenüberstehen, zeigt sich nirgendwo deutlicher als an der Entwicklung der Wechselkurse der lateinamerikanischen Länder gegenüber dem US-Dollar.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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