Was gilt schon die Plünderung einer Bank gegen kostenlose Flüge auf der Senator-Card der Lufthansa? Das fragen sich derzeit die Aktivisten der "Initiative Berliner Bankenskandal", die von der Berliner Attac-Regionalgruppe und dem Professor für Politikwissenschaft Peter Grottian gegründet wurde, und die Vorgänge um die landeseigene Berliner Bankgesellschaft zum Thema machen will. 1994 hatten sich Berliner Sparkasse, Berliner Bank, die Berlin Hyp und einige kleinere Regionalbanken auf Betreiben des Senats zur Bankgesellschaft zusammengeschlossen, um einen Finanzkonzern von internationalem Rang zu formen. Doch Größenwahn und Dilettantismus liegen in Berlin stets nahe beieinander: Am Ende des Traums vom Bankzentrum Berlin stehen durch Misswirtschaft und Selbstbedienungsmentalität verursachte Defizite in Milliardenhöhe, für die das ohnehin völlig überschuldete Land aufkommen muss - ein Skandal, dessen finanzielles Ausmaß und kriminelle Energie den Kölner Trienekens-Klüngel und das Bonusmeilen-Sommertheater bei weitem übertrifft.
Dennoch füllt die Bankgesellschaft allenfalls die Seiten der Lokalpresse. Nicht einmal im Juli, als die Initiative Berliner Bankenskandal die Namen von prominenten Zeichnern eines Skandalfonds der Bankgesellschaft publik machte, waren überregionale Medien hinter dem Ofen hervorzulocken.