Ausgabe Dezember 2003

Familialismus und Generationenkrieg

Mehr oder weniger "Junge" profilieren sich gegenwärtig als Sprecher der jüngeren Generation – und skandalisieren die vermeintliche Überforderung der Jungen durch die Alten. Doch sie stoßen auf Widerspruch: Die jetzt Alten hätten den Generationenvertrag immerhin noch in beiden Richtungen erfüllt, hätten nicht nur die Lasten der damals Alten getragen, sondern auch Kinder gezeugt, versorgt und erzogen.

"Wenn schon Generationengerechtigkeit, dann", so schallt es den aufmüpfigen Jungen entgegen, "macht ihr erst einmal Kinder!" Spätestens damit ist der Zusammenhang von Familienpolitik und Generationengerechtigkeit hergestellt.

Zwei Sachverhalte werden für diesen Zusammenhang angeführt. Erstens die säkular abnehmende Geburtenrate, also die wachsende Armut der Gesellschaft an Kindern. Immer weniger Erwachsene haben Kinder und leben mit ihnen dauerhaft zusammen. Auf der anderen Seite leben immer mehr Kinder in dieser Gesellschaft in Armut. Neben Arbeitslosigkeit sind Kinder zum herausragenden Armutsrisiko geworden. Beide Sachverhalte hängen nun aber aufs Engste miteinander zusammen: Benachteiligung und Über- forderung der Familien sind die Ursache für die abnehmende Geburtenrate. Aus der Armut an Kindern folgt wiederum die Benachteiligung und Überforderung der Familien. Dieses Wechselverhältnis soll im Folgenden näher beleuchtet werden.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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