Ausgabe Januar 2003

Polen und die Erweiterung der Europäischen Union

Mit dem endgültigen Beschluss und der Terminierung der Erweiterung der Europäischen Union um zehn Staaten drängt sich die Frage auf, was die alten und neuen Mitglieder wohl von einander zu erwarten haben. Fest steht, dass sich die Union mit den Beitritten wesentlich verändern wird: Der weitaus größte Teil Europas wird zu EU-Europa. Die Zahl der Mitgliedstaaten vergrößert sich um fast 70%. Mehr Staaten als bisher passen nicht gänzlich in die herkömmlichen Gemeinsamkeiten der südlich-romanischen (katholischen) oder der nördlich-angelsächsisch-germanischen (protestantischen) Staatengruppierungen. Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen den größeren und den kleineren EU-Staaten verändert sich zu Gunsten der letzteren. Die Aufnahme Zyperns bringt erstmalig einen muslimischen Teilstaat in die Union.

Was vor einem halben Jahrhundert mit engen Vorstellungen von einem westeuropäischen, vorwiegend katholischen, „karolingischen“ Europa begann, schickt sich an, mit Macht neuen Wegen zu folgen. Dass im Europäischen Parlament im November in der gemeinsamen Sitzung mit Parlamentariern aus den Beitrittsstaaten in 23 Sprachen gedolmetscht werden musste, ist mehr als nur ein linguistischer Tatbestand.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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