Mit dem endgültigen Beschluss und der Terminierung der Erweiterung der Europäischen Union um zehn Staaten drängt sich die Frage auf, was die alten und neuen Mitglieder wohl von einander zu erwarten haben. Fest steht, dass sich die Union mit den Beitritten wesentlich verändern wird: Der weitaus größte Teil Europas wird zu EU-Europa. Die Zahl der Mitgliedstaaten vergrößert sich um fast 70%. Mehr Staaten als bisher passen nicht gänzlich in die herkömmlichen Gemeinsamkeiten der südlich-romanischen (katholischen) oder der nördlich-angelsächsisch-germanischen (protestantischen) Staatengruppierungen. Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen den größeren und den kleineren EU-Staaten verändert sich zu Gunsten der letzteren. Die Aufnahme Zyperns bringt erstmalig einen muslimischen Teilstaat in die Union.
Was vor einem halben Jahrhundert mit engen Vorstellungen von einem westeuropäischen, vorwiegend katholischen, „karolingischen“ Europa begann, schickt sich an, mit Macht neuen Wegen zu folgen. Dass im Europäischen Parlament im November in der gemeinsamen Sitzung mit Parlamentariern aus den Beitrittsstaaten in 23 Sprachen gedolmetscht werden musste, ist mehr als nur ein linguistischer Tatbestand.