George W. Bushs Angriff auf den amerikanischen Liberalismus
In den Vereinigten Staaten findet derzeit nicht nur die grundlegende Umgestaltung der außenpolitischen Leitlinien statt. Gleichzeitig drohen die sozialstaatlichen Fundamente des Landes, die sich im vergangenen Jahrhundert entwickelten, Gegenstand einer radikal-revisionistischen Politik zu werden. William Greider, langjähriger Korrespondent der Zeitschrift "The Nation", früherer Herausgeber der "Washington Post" wie des "Rolling Stone" und Autor mehrerer politischer Bestseller, analysiert nachfolgend die innenpolitische Strategie der amerikanischen Rechten. Wir danken "The Nation" für die freundliche Genehmigung, eine leicht gekürzte deutsche Fassung des Beitrags aus ihrer ersten Mai-Ausgabe zu veröffentlichen. – D. Red.
George W. Bush repräsentiert, richtig verstanden, die dritte und mächtigste Welle des beharrlichen Angriffs der amerikanischen Rechten auf die durch den Liberalismus des 20. Jahrhunderts geschaffene Ordnung. Die erste Welle kam mit Ronald Reagan, durch dessen Wahlsieg 1980 die konservative Bewegung (deren Flamme zum ersten mal Barry Goldwater im Jahre 1964 entzündet hatte) endlich die Regierungsgewalt erlangte. Reagan machte sich stark für eine ideologisch kühne, rechtsgerichtete Reform, und er setzte die politische Durchführbarkeit degressiver Steuerkürzungen durch.