Ausgabe Mai 2003

Erklärung von Generalsekretär Kofi Annan vor dem UN-Sicherheitsrat am 19. März 2003 (Wortlaut)

Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass ich das Bedauern vieler Mitglieder des Sicherheitsrates über die Tatsache, dass keine gemeinsame Position erreicht werden konnte, teile. Wie sehr unsere Auffassungen zu diesem komplexen Thema auch auseinander gehen mögen, müssen wir doch alle spüren, dass dies ein trauriger Tag für die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft ist. Ich weiß, dass Millionen Menschen auf der ganzen Welt ebenfalls enttäuscht und durch das wahrscheinlich unmittelbare Bevorstehen eines Krieges zutiefst beunruhigt sind.

Lassen Sie mich an dieser Stelle die Mitarbeiter der Vereinten Nationen – sowohl die internationalen als auch die irakischen – die bis zum letztmöglichen Moment so hart im Irak gearbeitet haben, würdigen. Dies schließt auch die Inspektoren ein, deren Arbeit nun leider eingestellt wurde. Insbesondere möchte ich Dr. [Hans] Blix, Dr. [Mohamed] ElBaradei und [Ramiro] Lopes da Silva, den Koordinator für humanitäre Hilfe, der die Arbeit der Mitarbeiter im Irak leitete, würdigen.

Herr Präsident, meine unmittelbarste Sorge ist nun die Not des irakischen Volkes, und es hat mich gefreut zu hören, dass diese Besorgnis von allen Sprechern in dieser Debatte geteilt wird.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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