Ausgabe September 2003

Der föderale Umbau des Wohlfahrtsstaates

Risiken und Chancen der Modernisierung bundesstaatlicher Ordnung

Von "Reformstau" kann keine Rede mehr sein. Seit Monaten geht es Schlag auf Schlag in der Gesundheitspolitik, der Sozialpolitik, beim Thema Arbeitslosigkeit und bei den Steuern. Kein Tag vergeht ohne einen weiteren Vorschlag zur Kostensenkung, mit dem die wirtschaftliche Entwicklung belebt werden soll. Kritische Stimmen, die auf das Zauberlehrlingsphänomen verweisen und Deflationsgefahren prognostizieren1, werden als "Blockierer", "Betonköpfe" und "Ideologen" abgetan.

Noch bevor die Gesetze zur Umsetzung der Agenda 2010 den Bundestag überhaupt passiert haben, wird die nächste Veränderung im deutschen Wohlfahrtsstaat bereits vorbereitet: In einem Brief an die anderen Fraktionschefs schlug Franz Müntefering (SPD) vor, noch in diesem Herbst eine durch Bundestag und Bundesrat paritätisch zusammengesetzte Verfassungskommission zur Föderalismusreform einzusetzen.2

Die Debatte über die Reform des bundesdeutschen Föderalismus ist gleichwohl keine Erfindung der vergangenen zwei Jahre, noch nicht einmal der 90er Jahre. Seit der Finanzverfassungsreform von 1969 wird zyklisch der Veränderungsbedarf im Föderalismus thematisiert. Grundlegende Änderungsvorschläge blieben in der Regel politisch wirkungslos und Veränderungen wurden nur in konsensual vereinbarten kleinen Schritten vorgenommen.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.