Ausgabe August 2004

Der Pate

Carl Schmitt und die Sicherheitsstrategie der USA

Michael Linds Versuch, die ideengeschichtlichen Ursprünge der Ideologie US-amerikanischer Neokonservativer im linken Spektrum zu verorten,1 ist keineswegs isoliert zu sehen.

Michael Linds Versuch, die ideengeschichtlichen Ursprünge der Ideologie US-amerikanischer Neokonservativer im linken Spektrum zu verorten,1 ist keineswegs isoliert zu sehen. Nach einer verbreiteten Auffassung hat das von Richard Perle und anderen verfochtene Programm einer "globalen demokratischen Revolution" sein Urbild in der trotzkistischen Vierten Internationale und ihrer Vision einer Permanenten Revolution.2 Die Belege, die Lind liefert, sind freilich nicht unproblematisch. So heißt es beispielsweise, die zentrale Stellung, die der Patriotismus etwa bei William Kristol einnehme, verweise genealogisch ganz eindeutig auf Leo Trotzkis Programm einer von der UdSSR gesteuerten Weltrevolution, das nun von den USA beerbt werde. Die Fragwürdigkeit dieser Argumentation einmal dahingestellt,3 fällt auf, dass die Konstruktion Linds das Gegenstück zu einer ideengeschichtlichen These liefert, die vor allem in Westeuropa Anhänger gefunden hat: Die Bush-Doktrin habe - so wird zu Recht behauptet - definitiv rechtsintellektuelle Vorbilder. Meistens bringt man die Nationale Sicherheitsstrategie (NSS) mit Leo Strauss’ politischer Philosophie in Verbindung.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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