Ausgabe Januar 2004

Degussa: Werben mit Auschwitz

Wer auf die rettende Idee kam, lässt sich wohl kaum noch ermitteln. Aber alles sieht so aus, als wäre es unser höchster Volksvertreter Wolfgang Thierse selbst gewesen, der am 29. Oktober im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Degussa AG, Professor Utz-Hellmuth Felcht, das erlösende Wort fand. "Konstruktives Gespräch zwischen Wolfgang Thierse und Prof. Felcht" war die Degussa-Pressemitteilung vom 30. Oktober, 12.48 Uhr überschrieben.

"Stärke der Degussa" seien, so gab die Pressemitteilung bekannt, "maßgeschneiderte Systemlösungen mit hoher Wirkung für ihre Kunden". Und informierte, das Gespräch habe in einer "offenen und sachlichen Atmosphäre" stattgefunden. Die Pressemitteilung betonte: "Die Aktivitäten der Degussa folgen der Vision Jedem Menschen nützt ein Degussa-Produkt – jeden Tag und überall." Und unterstrich den mutmachenden Zuspruch des Bundestagspräsidenten: "Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Degussa bei der Aufarbeitung ihrer Geschichte."

Das Produkt, um das es in diesem Gespräch ging, heißt Zyklon B, produziert von der Degesch, der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung. Thierses Gesprächspartner verkörpert in seiner Person alle Väter des Produkts.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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