Ausgabe März 2004

Verteidigung rund um die Welt

Der erste Eindruck täuscht: Beim gegenwärtigen Umbau der Bundeswehr geht es keineswegs nur um Sparpolitik. Aus einer Verteidigungsarmee soll eine schlagkräftige Truppe für Einsätze rund um die Welt geschmiedet werden. Dem entspricht das neue Konzept, das Verteidigungsminister Peter Struck gemeinsam mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, Mitte Januar vorstellte:1 Um einen Kern von "Eingreifkräften (ca. 35000 Soldaten) für multinationale Operationen hoher Intensität" sollen sich "Stabilisierungskräfte" in der Größenordnung von etwa 70000 Soldaten gruppieren. Weitere 137500 Soldaten sollen die Funktion von "Unterstützungskräften" wahrnehmen.

Bei den Betreffenden wird die für den Kasernenalltag typische Langeweile kaum aufkommen, denn Aufträge gibt es mehr als genug: Mitte November stimmte der Bundestag für ein weiteres Jahr der Verwendung von bis zu 3100 Soldaten im "Anti-Terror-Einsatz" irgendwo zwischen Afghanistan und dem Horn von Afrika zu. Und an der geplanten schnellen Eingreiftruppe der NATO soll sich Deutschland nach dem Willen der Bundesregierung mit mehr als 5000 Soldaten beteiligen. Die NATO Response Force soll insgesamt etwa 21000 Mann stark sein und binnen weniger Tage in jedes Krisengebiet der Welt entsandt werden können.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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