Ausgabe Oktober 2004

Korruption aus ökonomischer Sicht

Korruption - landläufig als Missbrauch öffentlicher Mittel für private Zwecke definiert - hat es zu allen Zeiten in allen politischen Systemen gegeben. Gesellschaftlicher Schaden entsteht bei Korruption nicht durch die Höhe der bezahlten Bestechungsgelder; diese stellen nur eine Umverteilung von Ressourcen dar. Schaden entsteht dadurch, dass wichtige Entscheidungen verzerrt werden: Öffentliche Investitionen werden nicht im Interesse der Gesellschaft gelenkt, korrupte Beamte verlangsamen unter Umständen ihr Arbeitstempo, damit die Bezahlung von Beschleunigungsgeldern umso notwendiger wird etc. Den Schaden tragen die Steuerzahler - aber sie merken es nicht.

Wissenschaftlich untersucht wurde das Phänomen Korruption in den vergangenen Jahrzehnten vor allen von Vertretern der juristischen Fakultäten, weniger von Ökonomen. Seit etwa einem Jahrzehnt haben sich nun die Ökonomen verstärkt mit Korruption, ihren Ursachen und Folgen beschäftigt. Ein Beleg dafür ist, dass neben Ranglisten olympischer Medaillen auch solche der Korruptionsintensität in einzelnen Ländern in der Öffentlichkeit erscheinen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat vor wenigen Wochen einen Sammelband herausgegeben, in dem zwölf Autoren ihre Forschungen zu diesem Gegenstand vorstellen.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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