Ausgabe September 2004

60 Jahre Weltbank:

Armutsbekämpfung durch Neoliberalismus?

Mit dem Amtsantritt von Präsident James Wolfensohn 1995 schrieb sich die Weltbank die Armutsbekämpfung wieder offensiv auf ihre Fahnen. Doch was ist bald zehn Jahre später aus diesem Vorhaben geworden? Eine Bewertung dieser "neuen" Orientierung bedarf zunächst eines Rückblicks auf die Geschichte der Armutsbekämpfung durch die Weltbank - ihrer Propagierung in den 70er Jahren wie auch ihrer Verdrängung in den 80ern unter dem Primat der Strukturanpassung, um anschließend die "Renaissance" der Armutsorientierung in den 90er Jahren zu analysieren.

Ein Blick in die Geschichte der International Bank for Reconstruction and Development (IBRD) zeigt, dass das Ziel der Armutsbekämpfung nicht ganz so neu ist, wie dies unter Präsident Wolfensohn oft suggeriert wird. Doch wurde es der Bank keinesfalls schon 1944 bei ihrer Gründung in Bretton Woods in die Wiege gelegt. In den "Articles of Agreement" der IBRD ist nicht einmal von Armut oder armen Ländern die Rede, geschweige denn von Armutsbekämpfung.

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