Anders als Deutschland kommt Großbritannien über die Kontroversen wegen des Irakkrieges nicht zur Ruhe. Das ist auch kein Wunder, denn der britische Premierminister Tony Blair hatte diesen Krieg mit (fast) allen Mitteln forciert und befördert. Nach dem enttäuschenden Untersuchungsbericht Lord Huttons vom vergangenen Januar1 gehörte deshalb eigentlich nicht viel dazu, von dem Ausschuss Lord Butlers, der den Umgang der Regierung mit den Informationen der Geheimdienste vor dem Irakkieg untersuchen sollte, einiges mehr zu erwarten.
Hutton hatte - im Gegensatz zu Butler - seinerzeit lediglich den Auftrag erhalten, die Umstände des Selbstmordes des hoch qualifizierten britischen Waffenexperten Dr. David Kelly zu untersuchen. Sein Ausschuss war aber thematisch sehr viel weiter gegangen: Er hatte über 10 000 Dokumente gesichtet, intensive Fragen gestellt und oft außerordentlich erhellende Antworten bekommen. Damit hätte es Hutton ein Leichtes sein müssen, einen hoch brisanten und für die Blair-Regierung sehr unangenehmen Bericht abzuliefern - hätte er denn gewollt. Doch sein Bericht drängte weder Blair noch die Schlüsselfiguren der Kelly-Affäre - Verteidigungsminister Geoff Hoon und den Vorsitzenden des Joint Intelligence Committee (JIC), John Scarlett - zum Rücktritt.