Ausgabe Juni 2005

Feindbildwechsel in Serbien

Die ethnonationalen Weltbilder, die während der Kriege im zerfallenen Jugoslawien mobilisiert wurden, umfassten neben der Konstruktion eigener Identitäten stets auch die Zuschreibung von äußeren Freund- und Feindbildern. So gab in Kroatien am Anfang der 90er Jahre ein populärer Schlager mit dem Titel "Danke Deutschland" dem Glauben der Kroaten an eine innige Verbindung mit den Deutschen Ausdruck. Gefeiert wurde Deutschland nicht nur für die vorwärts preschende Rolle der christlich-liberalen Koalition unter Kanzler Helmut Kohl und seinem Außenminister Hans-Dietrich Genscher bei der kontroversen Durchsetzung einer schnellen völkerrechtlichen Anerkennung Kroatiens Ende 1991. Im Subtext war die kroatische Deutschfreundlichkeit immer auch mit der Erinnerung an die Etablierung des ersten unabhängigen kroatischen Nationalstaates verbunden, der während der deutschen Besatzungsherrschaft im Zweiten Weltkrieg proklamiert wurde. Die Verbindung zwischen Kroaten und Deutschen galt in dem kleinen Land zwischen Adria und Donau als gleichsam überhistorisch und unverbrüchlich.

Unter umgekehrten Vorzeichen verlief die Aktivierung der Geschichtsbilder aus dem Zweiten Weltkrieg in Serbien. Galten Deutschland und Österreich aufgrund ihrer damaligen Unterstützung von Kroaten, Albanern und bosnischen Muslimen auch 1991 als "natürliche" Erbfeinde, fungierten "die Juden" als Opfer des Holocaust als Verbündete.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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