Ausgabe April 2006

Green is Green

Die Grünen stehen nach siebenjähriger Regierungsbeteiligung in der Opposition vor einer Richtungsentscheidung. Im Grunde haben wir die Wahl, rechthaberisch mahnend an der Seite zu stehen und die eintretenden negativen Folgen des globalen Wachstums als Bestätigung unserer Weltsicht auf der Habenseite zu verbuchen oder aber den Prozess der Veränderung globalen Wirtschaftens massiv zu fördern. Obwohl die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 den Grünen in ihrer ablehnenden Haltung zur Atomenergie Recht gab, konnten sie in den folgenden Landtagswahlen nicht zulegen. Drei Jahre später brachte sie die Fixierung auf die Klimakatastrophe bei der ersten gesamtdeutschen Wahl im Dezember 1990 an den Rand des Abgrundes. Mit dem Slogan „Alle reden von Deutschland – wir reden vom Wetter!“ scheiterten die westdeutschen Grünen an der Fünf-Prozent-Hürde. Auch 1998 hätte das Wahlprogramm von Magdeburg, vor allem wegen der darin enthaltenen Forderung nach einer schrittweise Preiserhöhung beim Benzin auf fünf DM pro Liter, beinahe die Regierungsbeteiligung gekostet, wenn nicht mehr. Im Juni 1998 lag die Partei in allen Umfragen deutlich unter fünf Prozent. Albrecht von Lucke kommt in seinem Kommentar „Das Schweigen der Grünen“1 deshalb zu dem Schluss, die Grünen hätten aufgrund dieser Erfahrungen von einer radikalen Orientierung auf die Ökologie abgesehen.

Ein Blick auf einige Erfolge der Regierungsbeteiligung zeigt, wie unzutreffend das ist.

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Wirtschaft

Wirtschaftspolitik ohne Verstand: Lockert die Steuerbremse!

von Axel Stommel

Es soll ein „Herbst der Reformen“ werden, kündigen Union und SPD lautstark an. Angesichts der ernüchternden Realität einer Finanzierungslücke von 172 Mrd. Euro, die im Bundeshaushalt zwischen den Jahren 2027 und 2029 klafft, ist die bei jeder Gelegenheit beschworene Aufbruchstimmung nur allzu verständlich.