Ausgabe Juli 2006

Die Fadenscheinigkeit imperialer Macht

Die Administration des George W. Bush könnte bald herausfinden, dass ihr Antiterrorkrieg schon jetzt das Stadium erreicht, in das der Vietnamkrieg mit der Tet-Offensive von 1968 eintrat – nur diesmal in Zeitlupe. Im Ergebnis dürfte es auf das Gleiche hinauslaufen – die Zerstörung der öffentlichen Zustimmung Amerikas zu diesem Krieg und zur Bush-Regierung.

Die tägliche Gewaltrate wächst stetig weiter an. Jüngst machten schwere Kämpfe in der Provinz Anbar die Verlegung einer gepanzerte Brigade aus den US-Reserven am Golf erforderlich.

Neue Gräueltaten der US-amerikanischen Truppen werden bekannt – diesmal von Marineinfanteristen verübt, die als die zuverlässigsten unter Amerikas Berufssoldaten gelten; offenbar außer Fassung gebracht durch die nicht einzudämmende wechselseitige Gewalt im Irak und den Widerstand gegen die US-geführte Besatzung, der sich als nicht unterdrückbar erweist.

Die neue Regierung des Irak behauptet, die Vereinigten Staaten hätten hinsichtlich der Übergriffe der Marines gelogen, und will die Angelegenheit selbst untersuchen.

In Afghanistan löst ein Verkehrsunfall in Kabul antiamerikanische Unruhen aus.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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