Ausgabe Juli 2006

Die Fadenscheinigkeit imperialer Macht

Die Administration des George W. Bush könnte bald herausfinden, dass ihr Antiterrorkrieg schon jetzt das Stadium erreicht, in das der Vietnamkrieg mit der Tet-Offensive von 1968 eintrat – nur diesmal in Zeitlupe. Im Ergebnis dürfte es auf das Gleiche hinauslaufen – die Zerstörung der öffentlichen Zustimmung Amerikas zu diesem Krieg und zur Bush-Regierung.

Die tägliche Gewaltrate wächst stetig weiter an. Jüngst machten schwere Kämpfe in der Provinz Anbar die Verlegung einer gepanzerte Brigade aus den US-Reserven am Golf erforderlich.

Neue Gräueltaten der US-amerikanischen Truppen werden bekannt – diesmal von Marineinfanteristen verübt, die als die zuverlässigsten unter Amerikas Berufssoldaten gelten; offenbar außer Fassung gebracht durch die nicht einzudämmende wechselseitige Gewalt im Irak und den Widerstand gegen die US-geführte Besatzung, der sich als nicht unterdrückbar erweist.

Die neue Regierung des Irak behauptet, die Vereinigten Staaten hätten hinsichtlich der Übergriffe der Marines gelogen, und will die Angelegenheit selbst untersuchen.

In Afghanistan löst ein Verkehrsunfall in Kabul antiamerikanische Unruhen aus.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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