Ausgabe Juni 2006

Erweiterte Sicherheit und militärische Entgrenzung

Flutwellen, Erdbeben, Hungersnöte, Epidemien – die Bilder von der Not der Menschen ähneln denen, die wir von Kriegen und Terroranschlägen kennen. Ob durch Natureinwirkung oder Menschenhand: Die Zerstörungen treffen vor allem die Zivilbevölkerung – in der indonesischen Provinz Aceh, in den Bergen Pakistans, in New Orleans, aber eben auch in London, in der „Demokratischen Republik Kongo“, im Sudan oder im Irak. Vernichtung, Unsicherheit und Angst sind an vielen Orten der globalisierten Welt Realität.

Vereinzelt ist neben den internationalen Hilfsorganisationen in der Tat auch das Militär – in Pakistan zum Beispiel die NATO Response Force – erfolgreich als Retter aufgetreten, weil dessen Technik und Logistik am besten und schnellsten verfügbar war. Andernorts haben militärische Interventionen jedoch, auch wenn sie mit dem vorgeblichen Ziel humanitärer Hilfe oder in ordnungspolitischer Absicht unternommen wurden, die Sicherheit der Menschen im jeweiligen Krisengebiet nicht verbessert. Im Gegenteil: Wo die Grenzen zwischen zivilem Leben, Krise oder Krieg verschwimmen, kann, was für den einen als Schutz erscheint, für den anderen zur Bedrohung werden. Der Irak ist dafür nur das augenscheinlichste Beispiel.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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