Ausgabe Mai 2006

Der Kampf um ein demokratisches und soziales Recht

Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Abendroth

Als „Partisanenprofessor im Land der Mitläufer“ hat Jürgen Habermas einst Wolfgang Abendroth beschrieben, der ihn 1961 mit der Schrift „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ habilitierte. Abendroth sei auf eine selbstverständliche Weise politisch, ohne Züge des akademischen Beamtentums, unprätentiös und eigentümlich unberührt von professioneller Eitelkeit, Prestigedenken oder privatem Ehrgeiz und nicht zuletzt „naiv, und darum von entwaffnender Unerschrockenheit gegenüber institutioneller Autorität.“1

Am 2. Mai 1906 in Elberfeld (Wuppertal) geboren und in Frankfurt a. M. aufgewachsen, wo er Recht und Nationalökonomie studierte, war Abendroth früh in kommunistischen Jugendorganisationen engagiert. Nach seiner Kritik an der Stalinschen „Sozialfaschismusthese“ schloss ihn die KPD 1928 aus, worauf er sich der KP-Opposition zuwandte. Nach dem Krieg sollte ihm das Gleiche noch einmal mit der SPD passieren. Da ihm die Promotion in Deutschland aus politischen Gründen nicht gestattet war, ließ er sich 1935 mit einer völkerrechtlichen Arbeit in Bern promovieren.2 Dann ging er zurück nach Deutschland, um sich der Gruppe „Neu Beginnen“ anzuschließen und im Untergrund zu arbeiten.

Cover Mai 2006

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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