Ausgabe Mai 2006

Forschungsstandort Deutschland

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der in seiner Wissenschaftsstatistik alle zwei Jahre die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE-Aktivitäten) der bundesdeutschen Wirtschaft erhebt, hat im Februar 2006 die neuesten Daten vorgelegt. Sie bieten einen profunden Einblick in die Entwicklung des hiesigen Forschungsstandorts.1

Forschung und Entwicklung findet vornehmlich im Wirtschaftssektor statt. 2004 beliefen sich die Bruttoinlandsaufwendungen für FuE, mit denen die internen Aufwendungen aller Sektoren erfasst werden, in der Bundesrepublik auf knapp 55 Mrd. Euro. Davon wurden 67 Prozent von der Wirtschaft und 30,4 Prozent vom Staat finanziert. Gegenläufig zur innovationspolitischen Rhetorik ist der Anteil des Staates bei der Finanzierung und Umsetzung von FuE als Ergebnis einer anhaltend restriktiven Forschungs- und Wissenschaftsförderung im vergangenen Jahrzehnt sukzessive zurückgegangen: Der staatliche Finanzierungsbeitrag lag 1995 noch bei 37,9 Prozent (Wirtschaft 1995: 60 Prozent). Dies nährt schon früher geäußerte und nun auch vom Stifterverband vorgebrachte Befürchtungen einer zunehmenden Schwächung der vor allem aus staatlichen Mitteln finanzierten grundlagenorientierten Forschung, zumal sich auch die forschungs- und innovationspolitischen Initiativen des Staates in den vergangenen Jahren stark am Leitgedanken der ökonomischen Relevanz sowie der Anwendungs- und Transferausrichtung der akademischenForschung orientiert haben.

Cover Mai 2006

Sie haben etwa 20% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 80% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Wirtschaft

Wir brauchen Fachkräfte – und schieben sie ab

von Lena Marbacher

Vor zehn Jahren, im Sommer 2015, sprach die damalige Bundeskanzlerin, Angela Merkel den berühmt gewordenen Satz: „Wir schaffen das!“. Trotz der damit suggerierten Offenheit gegenüber den vielen damals in Deutschland ankommenden Geflüchteten schob ihr Kabinett im darauffolgenden Jahr 25 375 Menschen ab.

Weltordnung am Wendepunkt

von Stefan Messingschlager

Als Donald Trump am 2. April überraschend den „Liberation Day“ ausrief und drastische Strafzölle gegen China sowie zahlreiche weitere Handelspartner verhängte, traten die sino-amerikanischen Beziehungen in eine gefährliche Eskalationsspirale ein. Trumps Schritt markierte den neuen Kulminationspunkt seiner erratischen, transaktionalen Außenpolitik.