Gesellschaftskritik ist in der deutschen Soziologie aus der Mode gekommen. Sie gilt heute als etwas Antiquiertes, obwohl man angesichts der massiven gesellschaftlichen Krisenerscheinungen eigentlich etwas anderes erwarten sollte. Das Problem beginnt schon mit dem Begriff „Gesellschaft“ selbst, der immer häufiger in Frage gestellt oder stillschweigend aufgegeben wird.
Gesellschaftskritik ist in der deutschen Soziologie aus der Mode gekommen. Sie gilt heute als etwas Antiquiertes, obwohl man angesichts der massiven gesellschaftlichen Krisenerscheinungen eigentlich etwas anderes erwarten sollte.
Das Problem beginnt schon mit dem Begriff „Gesellschaft“ selbst, der immer häufiger in Frage gestellt oder stillschweigend aufgegeben wird. Im soziologischen Mainstream dominieren stattdessen individualistische, mikrosoziologische und neo-institutionalistische Ansätze. Sie betrachten Gesellschaft nicht mehr als zusammenhängendes, wenn auch widersprüchliches Ganzes, als System oder Totalität, sondern eher als Kaleidoskop ständig wechselnder Situationen, Interaktionen und Akteure. Aber auch soziologische Konzepte, die am Wort „Gesellschaft“ festhalten, wie etwa die Konzepte einer „Risikogesellschaft“, „Erlebnisgesellschaft“ oder „Wissensgesellschaft“, verzichten darauf, Struktur und Dynamik moderner Gesellschaften systematisch darzustellen.