Ausgabe Dezember 2007

Elitäre Exzellenz

Der Jubel war groß bei den sechs Universitäten, die in der jüngsten Exzellenzrunde reüssieren konnten und nun im Volksmund „Eliteuni“ heißen. Zusammen mit den schon im Jahr zuvor Platzierten können sie sich nun über einige hundert Millionen Euro zusätzlich zur Finanzierung ihrer Exzellenzinitiativen freuen: vornehmlich Doktorandenprojekte und Graduiertenkollegs.1

Mehr Geld für die Spitzenforschung ist eigentlich eine gute Sache, könnte man meinen. Nun ist die Bundesrepublik aber laut des jüngsten OECD-Bildungsberichts genau an einem Punkt bereits Spitze: bei der Zahl der „Absolventen in weiterführenden Forschungsprogrammen“, sprich den Promotionen. Dagegen krankt das deutsche Bildungswesen wie gehabt vor allem an einem: In keinem anderen vergleichbaren Land ist die soziale Herkunft so entscheidend für den erlangten Bildungsgrad und nirgends wird so früh in verschiedene Bildungsgänge aufgeteilt wie hier, was sich nicht zuletzt in der geringen Zahl der Studienanfänger niederschlägt.

Einbruch bei den Studienanfängerzahlen

Während also insgesamt knapp zwei Milliarden Euro für Sonderprogramme den gekürten „Eliten“ sowie Einzelprojekten auch an anderen Hochschulen zur Verfügung gestellt werden, bröckelt zugleich die universitäre Basis von morgen.

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