Ausgabe Juni 2007

Verbraucherpolitik light

Die schwarz-rote Bundesregierung legte Anfang April d.J. zum wiederholten Mal ein Verbraucherinformationsgesetz vor, nachdem der letzte Entwurf Ende 2006 wegen verfassungsrechtlicher Bedenken vom Bundespräsidenten zurückgewiesen worden war. Die dadurch gewonnene Denkpause haben Union und SPD allerdings offenbar nicht genutzt, den Gesetzentwurf zu qualifizieren. Da zu erwarten ist, dass die parlamentarischen Beratungen nicht zu wesentlichen Ergänzungen führen werden, wird die Chance vertan, nach über 20 Jahren Debatte über die Informationsrechte der Verbraucherinnen und Verbraucher einen spürbaren Schritt in Richtung Verbrauchersouveränität zu gehen.

Vom „Glykolskandal“ zum Verbraucherinformationsgesetz

Ein Blick zurück: Im Frühjahr 1985 gelangte der Umstand an die Öffentlichkeit, dass in der Bundesrepublik Weine vertrieben wurden, die mit Diethylenglykol (DEG) versetzt waren. DEG wird normalerweise als Frostschutzmittel und chemisches Lösungsmittel eingesetzt. Nachdem man langsam das Ausmaß der Beimengungen von DEG zu erkennen begann, wurden Weine, vor allem österreichischer, aber auch deutscher Herkunft – abhängig von den vorhandenen Analysekapazitäten – untersucht.

Die als „Glykolskandal“ bekannt gewordenen Vorgänge führten zu einer erheblichen Verunsicherung in der Bevölkerung und in deren Folge zu einem massiven Rückgang des Weinkonsums.

Sie haben etwa 14% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 86% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Deutschland: Planlos in den Hitzesommer

von Nick Reimer

Nur knapp schrammte Deutschland Anfang Juli an einem neuen Hitzerekord vorbei. Mit über 35 Grad in weiten Teilen des Landes war es in der ersten Hitzewelle des Jahres flächendeckend viel zu warm. Statt aber den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen, will die schwarz-rote Bundesregierung neue fossile Gaskraftwerke mit 20 000 Megawatt Leistung bauen.