Am 12. September war Shinzô Abes Traum vom „Beautiful Japan“ ausgeträumt. Der visionäre Premierminister, der ein neues, „schönes Japan“ schaffen wollte, das allerdings viele Züge des imperialen Vorkriegsjapan getragen hätte, verfiel nach der desaströsen Oberhauswahlniederlage vom 29. Juli1 in eine Depression, trat zurück und begab sich ins Krankenhaus.
Um seine Nachfolge bewarb sich umgehend Taro Aso, der im ersten Kabinett Abe Außenminister gewesen war und nach der Wahlniederlage Abes Stellvertreter in der Parteiführung wurde. Taro Aso ist wie Abe und viele andere hochrangige japanische Politiker ein politisches „Blaublut“; sein Großvater war der langjährige Premierminister Shigeru Yoshida, der unter anderem 1951 den Friedensvertrag mit den USA unterzeichnete. Wie Abe ein nationalistischer Falke, fehlt Aso allerdings dessen Zug zum Visionären.
Die Granden der Liberaldemokratischen Partei (LDP) hatten aber offensichtlich genug von polarisierenden Politikern, wie Koizumi, Abe und nun Aso, der auch den Makel trägt, dem blamabel abgetretenen Abe zu nahe gestanden zu haben. Stattdessen wählten sie Yasuo Fukuda zum Nachfolger Abes, eine Wahl, mit der die von Koizumi entmachteten Fraktionen auch einen Teil ihrer einstigen Macht zurückgewonnen haben. Wie früher ist der Premier in seinen Entscheidungen von den Mächtigen der Partei abhängig.
Auch Fukuda entstammt einer Politikerdynastie.