Ausgabe Juli 2008

68 - Theorie als Realität

Wahr sind nur die Gedanken, die sich selber nicht verstehen. Theodor W. Adorno

Zwei Beobachter des Revolutionszyklus im 19. Jahrhundert, den sie beide mit der Französischen Revolution 1789 beginnen lassen, bemerken, das Bewusstsein der Teilnehmer wäre von heroischen Illusionen geprägt gewesen (Karl Marx) und die Geschichte würde immer einen ungeheuren Lärm machen, dabei seien jedoch meist die Resultate geringfügig bis lächerlich (Jakob Burckhardt). Ähnlich ist es mit 1968: Die Akteure wähnten sich im Strom der sozialistischen Weltrevolution, ihre Aktionen waren glanzvolle Aufführungen symbolischer Macht, als ob sie Material für die Soziologie Pierre Bourdieus hätten liefern wollen. Ganz als ob sie andererseits Marx bestätigen wollten, führten sie sich auf wie alle bürgerlichen (und somit nicht proletarischen) Revolutionen: Sie “bedurften der weltgeschichtlichen Rückerinnerungen, um sich über ihren eigenen Inhalt zu betäuben. [Sie] stürmen rasch von Erfolg zu Erfolg, ihre dramatischen Effekte überbieten sich, Menschen und Dinge scheinen in Feuerbrillanten gefasst, die Extase ist der Geist jedes Tages; aber sie sind kurzlebig, bald haben sie ihren Höhepunkt erreicht und ein langer Katzenjammer erfasst die Gesellschaft, ehe sie die Resultate ihrer Drang- und Sturmperiode nüchtern sich aneignen lernt.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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