Ausgabe April 2009

Lasst die Banken pleitegehen

Die Krise spitzt sich zu, die Notrufe, ob von Opel oder Schaeffler, werden lauter. Die Bundeskanzlerin sieht Deutschland in der schwersten Wirtschaftskrise seit 1945. „Eine solche Rezession, die gleichzeitig in allen Ländern der Welt stattfindet, hatten wir seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie“, verkündet Angela Merkel am 11. März via „Bild“-Zeitung dem deutschen Wahlvolk.

Gleichzeitig will die Bundesregierung weiterhin „Maß halten“. Dennoch tut sie, was in ihren Kräften steht, um alle Banken zu retten. In diesem Punkt sind die CDU-Kanzlerin und der SPD-Kanzlerkandidat völlig einer Meinung. Aber, so muss einmal gefragt werden, ist wirklich jede Bank systemrelevant?

Ja, antwortet das Bundesfinanzministerium: „Wenn Banken fallen, können sie das gesamte Bankensystem gefährden. Die Auswirkungen auf Wirtschaft und auch Sparer wären verheerend.“ Diese unter Politikern jeglicher Couleur populäre Kernthese steht jedoch auf tönernen Füßen.

So gibt es auf der Welt keineswegs zu wenig, sondern zu viel Geld. Wenn Unternehmen oder Staaten derzeit in einer Kreditklemme festhängen, dann nicht, weil es an Geld, sondern an „Vertrauen“ – dem neuen wirtschaftswissenschaftlichen Kernbegriff – mangelt und die Konjunktur in den Keller saust. Die neoliberale Offensive hatte seit Mitte der 70er Jahre und dem Ende des Bretton-Wood-Systems mit seinen stabilen Wechselkursen für eine gewaltige Geldvermehrung gesorgt.

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