Ausgabe August 2009

Geheimsache Krisenpolitik

Ein US-Gericht verurteilte Ende Juni den Ex-Broker Bernard Madoff zu 150 Jahren Haft. Mit einem dreisten Betrugssystem hatte der Investor tausende Anleger um rund 65 Mrd. Euro geprellt. Die Verurteilung Madoffs ist jedoch nur ein – wenn auch spektakulärer – Einzelfall. Denn neben ihm haben zahlreiche weitere Banker mit dubiosen Angeboten private Vermögen und Ersparnisse in Milliardenhöhe veruntreut und damit oft auch die Lebensgrundlage der Anleger zerstört.

Dennoch halten sich die Anstrengungen, die verantwortlichen „Finanzfachleute“ politisch wie juristisch zur Verantwortung und deren dubiose Produkte aus dem Verkehr zu ziehen, gemeinhin in Grenzen. Auch die Bundesregierung legt hierzulande bislang wenig Wert darauf, die Machenschaften der Banken offenzulegen. Im Gegenteil: Die Banker werden stattdessen, obwohl sie für die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise mitverantwortlich sind, sogar (weiterhin) in die Beratungsgremien der Regierung berufen – die Brandstifter selbst werden somit zur Löschung des Feuers eingesetzt.

Zudem soll die Krise offenbar mittels einer „autoritären Problemverwaltung“ gelöst werden. Faktisch unterbindet die Bundesregierung unter Missachtung der parlamentarischen Gewalt die Diskussion über die Ursachen der Krise und unterschiedliche Lösungsansätze. Dass sich gegen dieses Vorgehen kaum Protest regt, erstaunt.

Sie haben etwa 15% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 85% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.