Ausgabe Juni 2009

Krisengewinnler Ackermann

In den vergangenen Monaten ist viel über die Verlierer der Finanz- und Wirtschaftskrise gesprochen worden, zu denen plötzlich sämtliche Banken zu zählen schienen. Es ist daher an der Zeit, über die Sieger zu reden. Denn auch deren gibt es viele, beispielsweise die Deutsche Bank und ihren Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann, dessen Vertrag überraschenderweise im Mai um vier Jahre verlängert wurde.

„Ich weiß nicht, warum man in Deutschland im Fußball Weltmeister werden will, aber nicht will, dass eine deutsche Bank um den Weltmeister-titel mitspielt“, wundert sich der aus der Schweiz stammende Deutsch-Bankier, nachdem er mit einem Gewinn vor Steuern von 1,8 Mrd. Euro für das erste Quartal dieses Krisenjahres eindrucksvoll in die Gewinnzone zurückgekehrt war. Womit die Nr. 1 auch wieder eine Eigenkapitalrendite von rund 25 Prozent erreichte. Die Rendite auf 100 Euro Einsatz beträgt also nicht etwa zwei oder drei Euro wie für kleine Sparanlagen oder zwölf Euro, wie es die Großindustrie anstrebt, sondern sagenhafte 25 Euro. Wie ist das möglich?

Josef Ackermann gebührt das „Verdienst“, in Deutschland die angelsächsischen Erwartungen an Profitraten maßgeblich mit implementiert zuhaben. Traditionell war das deutsche Universalbanksystem risikoscheu und daher breit aufgestellt – vom simplen Sparbuch, über die Aktienspekulation bis zur komplexen Projektfinanzierung für Konzerne und dem weltweiten Versicherungsgeschäft im Außenhandel.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.