Ausgabe März 2009

Die politische Krise des Zionismus

Der 60. Geburtstag des Staates Israel wurde im letzten Jahr in großem Rahmen begangen – vor allem apologetisch, teilweise auch kritisch. Doch das ideologiekritisch aufschlussreichste Buch zur Geschichte Israels und speziell des Zionismus erscheint erst jetzt. Es stammt von Moshe Zuckermann, deutschlanderfahrener Historiker an der Universität Tel Aviv, den man zu jenen „neuen“ Historikern, Politologen und Soziologen (Sylvain Cypel, Lev Grinberg, Baruch Kimmerling, Adi Ophir, Ilan Pappe, Yoav Peled, Uri Ram, Tom Segev, Avi Shlaim, Idith Zertal) zählen kann, die seit etwa zwanzig Jahren die offizielle zionistische Geschichtsschreibung hinterfragen. Zum einen analysieren sie die politische Bedingtheit und ideologische Funktion des Zionismus, zum anderen erarbeiten sie, auch dank neuer Quellen und Methoden, vor allem aber mittels einer Erweiterung der Perspektive, eine neue Sicht auf die Vergangenheit.

Dies wurde erst möglich, als sich im Kontext der ersten Intifada und des folgenden Oslo-Prozesses eine Annäherung zu palästinensischen Intellektuellen, etwa Edward W. Said, Jamil Hilal, Nur Masalha, Issam Nassar und Salim Tamari, anbahnte. Für die israelische Seite ergab sich damit die Chance, die beiden unterschiedlichen Narrationen in ein dialektisches Verhältnis zueinander zu setzen.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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