Wo, fragt man sich, sind eigentlich all unsere Hans-Werner Sinns und Hans-Olaf Henkels geblieben, die uns noch vor wenigen Monaten jeden Tag aufs Neue mit ihren weisen Aufforderungen zu mehr Deregulierung und Privatisierung versorgten? Offensichtlich hat ihnen die Krise ziemlich die Sprache ver- und aufs Gemüt geschlagen. Am lautstärksten meldete sich noch der unvermeidliche ifo-Chef Sinn zu Wort, der in den arg kritisierten Bankern schon die neuen Juden erkennen wollte. Man soll, so geht das Gerücht in München, bei den jüngsten Massendemonstrationen ja auch bereits kurz vor Managererschießungen gestanden haben.
Nach diesem bösen „Ausrutscher“, für den Sinn sich anschließend notdürftig entschuldigte, kommt nun aber die eigentliche wirtschaftsliberale Antwort auf die Krise. Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, und sein Kollege Thomas Straubhaar vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut melden sich mit ihrem neuen Buch „Die gefühlte Ungerechtigkeit“ zurück im Ring. Vom Deutschlandfunk werden die beiden neoliberalen Vordenker schon einmal eilfertig als „deutsche Top-Ökonomen“ eingeführt – als ob es eine Krise neoliberalen Denkens nie gegeben hätte.
Und genau so liest sich auch die Krisendiagnose von Hüther und Straubhaar.