Ausgabe Oktober 2009

Bankenrettung ohne Verstand

Die Bundesrepublik befindet sich in der tiefsten Finanzkrise ihrer Geschichte. Neun deutsche Banken mussten bisher mit Staatshilfen vor der Pleite gerettet werden. Über 40 Mrd. Euro an direkten staatlichen Kapitalinjektionen wurden dabei auf Kosten der Steuerzahler in marode Finanzinstitute gepumpt. Hinzu kommen die Staatsgarantien für Bankverbindlichkeiten.

Deutschland stand in diesen zwei Jahren Finanzkrise mindestens einmal am Abgrund. So hätte eine Insolvenz der Hypo Real Estate (HRE) vermutlich nahezu den gesamten deutschen Finanzsektor in seiner Existenz bedroht. Mit Blick auf das „Ob“ der Bankenrettungen unter Beteiligung des Staates gehen deshalb die meisten Beobachter davon aus, dass dies der richtige Schritt war. Das „Wie“ der Stabilisierungsmaßnahmen hingegen gehört zu den folgenreichsten Fehlern der schwarz-roten Bundesregierung. Denn die Bankenrettung war erstens für den Staatshaushalt teurer als nötig. Zweitens hat sie die Gefahr einer Kreditklemme verstärkt. Und drittens hat der eingeschlagene Weg die Basis für die nächste Runde von Risikoexzessen an den Finanzmärkten gelegt.

Gefahr der Kreditklemme

Für die Banken sind die Zinsen zur Refinanzierung von Krediten derzeit so günstig wie selten zuvor: Nur ein Prozent müssen sie für die Geldaufnahme bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bezahlen.

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