Ausgabe Oktober 2009

Weiße Folter

Psychologie im Krieg gegen den Terror

US-Präsident Barack Obama hatte angekündigt, die Menschenrechtsverletzungen und die Folterpraxis der Bush-Ära zu beenden. An einer Strafverfolgung von Verantwortlichen sei ihm dabei jedoch nicht gelegen, vielmehr wolle er lieber „nach vorne“ blicken. Der soeben teilweise veröffentlichte Untersuchungsbericht des ehemaligen CIA-Generalinspekteurs aus dem Jahr 2004 lässt jetzt jedoch kaum mehr zu, es bei einem folgenlosen Eingestehen des lange Geleugneten bewenden zu lassen. Denn dieser Bericht hat den schon lange bestehenden Verdacht erhärtet, dass Geheimdienstagenten oder von ihnen beauftragte Verhörspezialisten mutmaßliche Terrorverdächtige massiv gefoltert haben und sich dabei des Rückhalts juristischer und psychologischer Experten versicherten. Die bislang bekannt gewordenen Vorgänge sind so erschreckend, dass sich US-Justizminister Eric Holder veranlasst sah, einen Sonderstaatsanwalt zu ihrer Untersuchung einzusetzen. 1

Für Deutsche oder Europäer jedoch kein Anlass für Gefühle moralischer Überlegenheit – wie nicht nur der Fall Kurnaz offenbart. Vielmehr belegen die regelmäßigen Berichte von Menschenrechtsorganisation wie Amnesty International oder Human Rights Watch, dass Folter zu einem weltweiten Phänomen geworden ist.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.