Ausgabe September 2009

Die neoliberale Schule

Bildungspolitik à la Bertelsmann

Auf welche Ziele hin Menschen erzogen, gebildet und ausgebildet werden sollen und welche Konsequenzen daraus für die zuständigen Institutionen folgen, ist heftig umstritten. Denn jedes bildungspolitische Konzept enthält explizit oder implizit wenigstens drei Grundannahmen: eine Auffassung über die Natur des Menschen, einen Wertekatalog und Vorstellungen über die Funktionsweise von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat. Jedem pädagogischen Konzept liegt also so etwas wie eine Bildungsphilosophie, ja eine Weltanschauung zugrunde. So kann das, was in Hinsicht auf Bildungsstätten, auf Hochschulen und – wovon hier die Rede sein wird – auf Schulen geschieht, zu welchem Ziel und Zweck die dortigen Lernprozesse organisiert werden, ohne einen Blick auf den normativen Horizont dieser Vorgänge nicht sinnvoll analysiert werden. Stets bleibt danach zu fragen, wohin das Ganze führen soll und was die leitenden Bilder, Visionen und Ideen dieser Konzepte sind. Kurz: Wie lauten die Wertvorstellungen bildungspolitischer Intentionen, und auf welche Philosophie stützen sie sich?

Derzeit erweist sich die bildungspolitische Debatte jedoch als seltsam wertblind. Zu Recht spricht Konrad Paul Liessmann vom „praktischen pädagogischen Nihilismus“ der Gegenwart.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Bildungspolitik

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.