Bildungspolitik à la Bertelsmann
Auf welche Ziele hin Menschen erzogen, gebildet und ausgebildet werden sollen und welche Konsequenzen daraus für die zuständigen Institutionen folgen, ist heftig umstritten. Denn jedes bildungspolitische Konzept enthält explizit oder implizit wenigstens drei Grundannahmen: eine Auffassung über die Natur des Menschen, einen Wertekatalog und Vorstellungen über die Funktionsweise von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat. Jedem pädagogischen Konzept liegt also so etwas wie eine Bildungsphilosophie, ja eine Weltanschauung zugrunde. So kann das, was in Hinsicht auf Bildungsstätten, auf Hochschulen und – wovon hier die Rede sein wird – auf Schulen geschieht, zu welchem Ziel und Zweck die dortigen Lernprozesse organisiert werden, ohne einen Blick auf den normativen Horizont dieser Vorgänge nicht sinnvoll analysiert werden. Stets bleibt danach zu fragen, wohin das Ganze führen soll und was die leitenden Bilder, Visionen und Ideen dieser Konzepte sind. Kurz: Wie lauten die Wertvorstellungen bildungspolitischer Intentionen, und auf welche Philosophie stützen sie sich?
Derzeit erweist sich die bildungspolitische Debatte jedoch als seltsam wertblind. Zu Recht spricht Konrad Paul Liessmann vom „praktischen pädagogischen Nihilismus“ der Gegenwart.