Das jüngste G 20-Gipfeltreffen in Toronto stand ganz im Zeichen einer Obsession. Defizitabbau und finanzpolitische Strenge – aufgehübscht durch das neue Etikett „fiskalische Konsolidierung” – galten als das Gebot der Stunde. Rituelles Gerede über „Vertrauen”, das schon irgendwie Wirtschaftswachstum und Aufschwung zurückbringen werde, überlagerte die eigentliche Agenda der europäischen Rechten: nämlich ihre bedrohten Banken zu retten und dabei gleichzeitig die europäische Sozialdemokratie vor sich her zu treiben. In Toronto traten einzig und allein die Vereinigten Staaten dafür ein, der Wirtschaftsbelebung erste Priorität einzuräumen.
Im Jahre 1933 war es Franklin D. Roosevelt, der vor einem ähnlichen Dilemma stand: Wie umgehen mit der Londoner Konferenz zur Wirtschafts- und Währungspolitik, auf der damals (genau wie heutzutage) reaktionäre europäische Regierungen unter dem Druck ihrer Bankiers auf eine Strategie weltweiter Währungsstabilisierung pochten? Roosevelt entschied zu Recht, dass die Vereinigten Staaten andere Prioritäten verfolgen sollten, und ließ die Konferenz platzen.