Im Sommer dieses Jahres kam es in Hannovers Problembezirk Sahlkamp zu einem Vorfall, der zwar in den hiesigen Medien kaum Beachtung fand, aber von den in Deutschland lebenden Juden mit großer Bestürzung aufgenommen wurde. Als Ende Juni bei einem interkulturellen Stadtteilfest die jüdische Tanzgruppe „Chaverim“israelische Volkstänze aufführen wollte, riefen Kinder und Jugendliche arabischer Herkunft judenfeindliche Parolen und bewarfen die Tänzerinnen teilweise mit Kieselsteinen. Nach Ansicht von Maya Zehden, Sprecherin der jüdischen Gemeinde zu Berlin, ist dieser Vorfall von einer für die Juden in Deutschland beängstigenden, so noch nicht dagewesenen Qualität. Besondere Sorge bereitet ihr, dass die jugendlichen Täter keinerlei Differenzierung zwischen Juden, Israelis und den Akteuren des Nahostkonfliktes vorgenommen haben.
Obschon dieses Ereignis ein Einzelfall ist, verdeutlicht es, dass Antisemitismus in der Bundesrepublik auch heute noch ein ernst zu nehmendes Problem darstellt – auch wenn sich die Konfliktlinien inzwischen verändert haben. Der Vorfall steht für einen neuartigen Antisemitismus, der in steigendem Maße bei muslimischen Migranten zu beobachten ist. Judenfeindschaft scheint in deren Milieus wenig verpönt und äußert sich vornehmlich über die radikale Kritik am Staat Israel.