Ausgabe Juli 2010

Auf dem Weg zu einem "Polizeistrafrecht"?

Die Innenministerkonferenz (IMK) der Bundesländer hat sich Ende Mai 2010 für eine Verschärfung des Strafrechts bei Gewalttaten gegen Polizeibeamte ausgesprochen. Laut erster Zwischenergebnisse einer der IMK vorgelegten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hat die Gewalt gegen Polizisten in den vergangenen fünf Jahren erheblich zugenommen.[1] Knapp 82 Prozent der befragten Polizisten gaben an, im vergangenen Jahr im Dienst beleidigt oder verbal bedroht worden zu sein, rund 27 Prozent wurden geschlagen oder getreten. Zudem wurde jeder 50. Polizist mit einer Schusswaffe bedroht. Befund und rechtliche Lösung scheinen evident: Einer wachsenden Zahl gewalttätiger Angriffe auf Polizeibeamte folgt die Verschärfung des Strafgesetzbuches (StGB). Ganz in diesem Sinne sieht die Bundesregierung, auch unter Verweis auf die ebenfalls gestiegene Zahl „politisch motivierter Kriminalität“, ebenfalls die Notwendigkeit einer Gesetzesreform. Bundesinnenminister Thomas de Maizière mahnt deshalb die zügige Umsetzung der entsprechenden Koalitionsvereinbarung an und verweist dabei im Kontext von Angriffen auf Polizeikräfte ausdrücklich auch auf einen Anstieg der „politisch motivierten Kriminalität –  links“.[2]

Bundesregierung und IMK konzentrieren ihre Reformideen auf Paragraph 113 StGB.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Innere Sicherheit

Elf Jahre ohne Aufklärung: Das Netzwerk des NSU

von Markus Mohr, Daniel Roth

Selbst elf Jahre nach der Selbstenttarnung des rechtsterroristischen NSU sind dessen Unterstützungsnetzwerke noch immer nicht aufgeklärt. Das aber ist nicht dem »Versagen« der Sicherheitsbehörden geschuldet, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen und behördlicher Kontinuitäten.