Ein ganzer Berufsstand, die Ökonomen, sieht sich heute blamiert. Die Wirtschaftswissenschaft, wie sie seit den 80er Jahren gelehrt wurde, hat völlig vor der Aufgabe versagt, die hinter der Finanzkrise wirkenden Kräfte zu begreifen. Kategorien wie die der „rationalen Erwartungen“ oder der „Marktdisziplin“ und die „Hypothese effizienter Märkte“ verleiteten Wirtschaftswissenschaftler zu der Behauptung, die Spekulation werde die Preise stabilisieren; Verkäufer würden so handeln, dass ihr Ansehen möglichst keinen Schaden nimmt; auf „caveat emptor“ (die Devise, dass der Käufer gefälligst aufpassen solle) sei Verlass; zu massenhaftem Betrug könne es folglich überhaupt nicht kommen.
Nicht alle, aber die meisten Ökonomen glaubten daran. Der Erforschung des Finanzbetrugs wurde deshalb wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Entsprechende Forschungseinrichtungen existieren so gut wie gar nicht; Ökonomen und Kriminologen arbeiten selten zusammen; und in den führenden wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten gibt es nur wenige Fachleute sowie kaum eine Handvoll Studenten, die sich auf das Thema spezialisieren.