Ausgabe Juni 2010

Spanien: Ambivalente Abtreibungsnovelle

Im Juni dieses Jahres tritt in Spanien ein neues Abtreibungsgesetz in Kraft, das von vielen Beobachtern bereits als das liberalste der Welt gepriesen wird.

In Spanien selbst ist die Gesetzesnovelle heiß umkämpft. Während Feministinnen Zweifel äußern, ob die fortschrittlichen Formulierungen den Praxistest bestehen werden, laufen Abtreibungsgegner Sturm gegen das Gesetz. Sie prophezeien das „Ende der Familie“ und sprechen gar von einer „Lizenz zum Töten“. Vor allem die katholische Kirche hat ihr Gewicht in die Waagschale geworfen. Die spanische Bischofskonferenz ging sogar soweit, Abgeordneten, die für das Gesetz stimmen wollten, mit Exkommunikation zu drohen.

Auch nach der nun erfolgten Novellierung setzen Abtreibungsgegner ihren Kampf gegen das Gesetz fort. Vor allem mittels Massendemonstrationen versuchen sie, außerparlamentarischen Druck zu erzeugen. Damit verfolgen sie zwei Ziele. Zum einen soll auf diese Weise Druck auf die oppositionelle konservative Volkspartei (Partido Popular) ausgeübt werden. Deren Vorsitzender Mariano Rajoy soll sich dazu verpflichten, nach einem etwaigen Wahlsieg im Jahr 2012 das umstrittene Gesetz wieder zu ändern. Bislang lehnt Rajoy dies jedoch ab, und auch die von ihm angekündigte Klage vor dem Verfassungsgericht ist noch nicht erfolgt.

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Sheinbaum versus Trump: Glücksfall für Mexiko?

von Anne Haas

Ist es ein gutes Zeichen, heutzutage von US-Präsident Donald Trump gelobt zu werden? Diesen „Ritterschlag“ erhielten bisher nur männliche Rechtspopulisten wie Javier Milei, Nayib Bukele oder Jair Bolsonaro. Dass nun der als links geltenden mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum diese Ehre gleich mehrmals zuteilwurde, hat auch die internationale Presse bewegt.