Krieg wird aus Krieg gezeugt, und Rache zieht Rache nach sich. Nun aber möge Wohlwollen Wohlwollen schaffen und Wohltat zu Wohltat ermuntern, und als der Königlichste gelte der, der am weitesten auf seinen Rechtsanspruch verzichtet hat,“ so plädierte Erasmus von Rotterdam 1517 in seiner „Klage des Friedens“. Vom späteren Kaiser Karl V. dazu aufgefordert, verfolgte Erasmus mit seiner Schrift das Ziel, alle Kräfte für den geplanten Friedenskongress von Cambrai zu sammeln. Dieser Kongress kam jedoch nie zustande; die blutigen Auseinandersetzungen in Europa setzten sich bis weit ins 20. Jahrhundert fort. Die Klage des Friedens des Erasmus aber gewann eine bis heute reichende Resonanz.
Wie kann es gelingen, zwischen verschiedenen Menschengruppen respektvolle Beziehungen zu entwickeln und zu festigen? Dies ist die höchst aktuelle friedenspolitische Frage, die sich auch in Deutschland stellt, seitdem das Land nach dem Ende des Ost-West-Konflikts im Rahmen von NATO-Akionen militärisch interveniert – erstmals 1998 im Rahmen des Kosovo-Krieges und in Afghanistan seit 2001. Denn trotz der Jahre, die inzwischen verflossen sind, wurde bisher weder im Kosovo noch in Afghanistan eine befriedigende Antwort gefunden.