Ausgabe März 2010

Afghanistan – Friede als Ernstfall

Krieg wird aus Krieg gezeugt, und Rache zieht Rache nach sich. Nun aber möge Wohlwollen Wohlwollen schaffen und Wohltat zu Wohltat ermuntern, und als der Königlichste gelte der, der am weitesten auf seinen Rechtsanspruch verzichtet hat,“ so plädierte Erasmus von Rotterdam 1517 in seiner „Klage des Friedens“. Vom späteren Kaiser Karl  V. dazu aufgefordert, verfolgte Erasmus mit seiner Schrift das Ziel, alle Kräfte für den geplanten Friedenskongress von Cambrai zu sammeln. Dieser Kongress kam jedoch nie zustande; die blutigen Auseinandersetzungen in Europa setzten sich bis weit ins 20. Jahrhundert fort. Die Klage des Friedens des Erasmus aber gewann eine bis heute reichende Resonanz.

Wie kann es gelingen, zwischen verschiedenen Menschengruppen respektvolle Beziehungen zu entwickeln und zu festigen? Dies ist die höchst aktuelle friedenspolitische Frage, die sich auch in Deutschland stellt, seitdem das Land nach dem Ende des Ost-West-Konflikts im Rahmen von NATO-Akionen militärisch interveniert – erstmals 1998 im Rahmen des Kosovo-Krieges und in Afghanistan seit 2001. Denn trotz der Jahre, die inzwischen verflossen sind, wurde bisher weder im Kosovo noch in Afghanistan eine befriedigende Antwort gefunden.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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