In der Februar-Ausgabe der „Blätter“ charakterisierte Norman Birnbaum den US-Präsidenten Barack Obama als „Gefangenen im Weißen Haus“. Welchen Anteil an der mageren Bilanz des ersten Amtsjahres aber haben die Europäer und die Deutschen?
Als Barack Obama vor einem Jahr sein Amt übernahm als der in der 250jährigen Geschichte der Vereinigten Staaten wohl ungewöhnlichste, für die traditionsreiche politische Klasse untypischste und damit zugleich kontroverseste Präsident, da schien sich schlagartig das weltpolitische Klima zu verändern. Gefeiert und bejubelt wie der lang ersehnte Messias, wurde Obama sofort zu einer Projektionsfläche für Erwartungen und Ermutigungen – auch bei uns hier in Deutschland.
Ein Jahr später ist von den ungeheuren Hoffnungen nicht viel geblieben. Man wird kaum behaupten können, Obama habe sein Amt naiv angetreten, wenngleich er mit Sicherheit die enormen Problem der Übernahme einer völlig zugrunde gewirtschafteten Innen-und Außenpolitik unterschätzt hat – zwangsläufig, denn sie realistisch einzuschätzen hätte bedeutet, das Handtuch zu werfen, ehe er mit den Regierungsgeschäften überhaupt anfangen konnte. Aber das ist nicht unser, sondern sein Problem als ehrgeiziger Profi des politischen Geschäfts.