Fragen des Verkehrs sind in modernen Menschen tief verwurzelt. Kein Mensch, der in Europa aufgewachsen ist, käme heute mehr auf die Idee, dass Dinge wie Einbahnstraßen, Zebrastreifen, Autobahnen, Ampeln, Parkuhren usw. sukzessive mit der Automobilisierung gewachsene und daher historisch junge Einrichtungen unserer Lebenswelt sind: Die erste deutsche Ampel leuchtete 1924 in Berlin, die ersten Zebrastreifen wurden 1952 in München auf die Straße gemalt, die ersten Parkuhren führte Duisburg 1954 ein. Gefühlt sind solche Einrichtungen für heute lebende Menschen „schon immer“ da. Schließlich regeln sie unser Alltagsleben und unsere Bewegung durch öffentliche Räume so tief und mit derselben Selbstverständlichkeit ihres Da- und So-Seins, wie etwa die Infrastruktur der Abwasserentsorgung sicherstellt, dass unsere Ausscheidungen auf immer im Unsichtbaren verschwinden, oder die Stromversorgung gewährleistet, dass es hell wird, wenn man auf den Lichtschalter drückt.
Nun sind die dem Auto geschuldeten Infrastrukturen gerade mal 100 Jahre alt, aber es hat sicherlich nicht viele technologische Innovationen in der Moderne gegeben, die so tief nicht nur ins Bewusstsein, sondern auch in Verhaltensnormen, in den Lebensstil, kurz: in den Habitus eingelassen sind wie alles, was mit dem Auto zu tun hat.