Ausgabe November 2010

Die Plünderung der Tiefsee

Wahrscheinlich werden wir uns hier in Europa erst wieder bei den Jahresrückblicken daran erinnern, was in diesem Jahr im Golf von Mexiko passiert ist. Ohne die Kameras am Meeresgrund, die erst nach einer Anweisung des US-Kongresses angeschaltet wurden, wäre das Desaster von uns, die wir nicht betroffen sind, womöglich schon nach wenigen Tagen vergessen gewesen. Denn wieso sollte es im Falle der „Deepwater Horizon“ anders sein als im Niger-Delta, wo jährlich etwa so viel Öl austritt, wie die Exxon Valdez einst verloren hat – und dies bereits seit nunmehr 50 Jahren. Die Kameras im Golf von Mexiko haben uns vor Augen geführt, was wir gerne igorieren: Unsere Abhängigkeit vom Erdöl hat die Gefahren, die bei der Förderung eingegangen werden, ins Unermessliche steigen lassen – Ölförderung ist zur Hochrisikotechnologie geworden. Umso erschreckender ist, dass viele Risiken fast ohne Kontrolle eingegangen werden.

Immer noch ist die Tiefsee weitgehend unbekannt und weniger erforscht als der Mond. Gerade einmal ein Prozent kennen wir, der Rest ist mare in-cognita – und ein wahres Dorado für moderne Schatzsucher. Hier leben Arten, die bereits bedroht sind, bevor wir ihnen einen Namen geben konnten.

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klimaanpassung: Wegducken statt handeln

von Lasse Thiele

Starkregen, Dürre, immer neue Hitzerekorde – selbst optimistische Zeitgenoss:innen müssen mittlerweile anerkennen, dass die Folgen der Klimakrise nicht mehr abwendbar und längst auch in Deutschland spürbar sind. Der Umgang mit solchen Extremwetterereignissen stellt eine der wichtigsten politischen Großbaustellen dieses Jahrhunderts dar.