Ausgabe Oktober 2010

Partei der Weißen

Die Republikaner vor dem Kongresswahlsieg?

In der Mitte des vergangenen Jahrzehnts wurde in den Vereinigten Staaten und in Europa eine engagierte Debatte über den zu dieser Zeit scheinbar unaufhaltsamen Erfolg der Republikanischen Partei geführt. Für manche Beobachter belegte diese Entwicklung, dass die USA schlicht eine „rechte Nation“ seien; andere (darunter auch ich) sprachen von republikanischer Hegemonie.[1] Doch seit dem Sieg der Demokraten bei den Kongresswahlen 2006 und spätestens seit Obamas Wahlsieg 2008 scheint diese Annahme merkwürdig überholt. So argumentierte beispielsweise Albert Scharenberg, dass die reine Obstruktionspolitik der Republikaner „für die Begründung einer eigenen Hegemonie“ nicht ausreiche.[2]

Meines Erachtens stellt die aktuelle politische Entwicklung die republikanische Hegemonie jedoch keineswegs grundsätzlich in Frage. Zum einen meint das (auf Antonio Gramsci zurückgehende) Konzept der Hegemonie nicht vollständige Dominanz. Zum anderen kann eine neue politische Herrschaft nicht schon deshalb als etabliert und „geistig führend“ gelten, wenn lediglich Wahlen gewonnen werden. Solange nicht auch die Alltagskultur verändert wird, ist politische Herrschaft zumindest unvollständig, vielleicht sogar nur oberflächlich.

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