Ausgabe August 2011

Ikonographie der Politik

Zur Erinnerung an den 17. Juni 1953 ließ sich die Bildredaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vor drei Jahren etwas Apartes einfallen: Sie veröffentlichte ein Foto, das die Augen- und Nasenpartie des monumentalen Chemnitzer Marx-Denkmals von Lew Kerbel zeigt. Die Bildlegende stellte die Frage: „Marx? Bismarck? Lenin? Schröder?“ In der Tat ähneln sich in dieser Fotomontage die vier in frappanter Weise. Ganz gleich, welche politische Absicht die Zeitung mit dieser Montage verfolgte. Sie belegt, dass mit Bildern auch Politik gemacht wird.

Das fast 1200 Seiten starke „Handbuch der politischen Ikonographie“ von Uwe Fleckner, Martin Warnke und Hendrik Ziegler demonstriert, „welche historischen Kontinuitäten und Brüche die Begriffe, Themen und Motive politischer Visualität über die Jahrhunderte hinweg prägen“.

Lexikographie ist ein heikles Geschäft. Ein Spezialist kann jedes noch so gute Lexikon kritisieren mit dem Hinweis darauf, was darin fehlt. Seit der Traum ausgeträumt ist, den die Lexikographen und Enzyklopädisten des 18. und 19. Jahrhunderts hegten, nämlich das gesamte Wissens zu dokumentieren, ist dieser Hinweis indes unfair. Denn seit jener Zeit ist klar, dass sich Wissen schneller vermehrt, als Lexikographen arbeiten können.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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