Ausgabe Juni 2011

Konservativer Durchmarsch in Kanada?

Zum vierten Mal in nur sieben Jahren waren die Bürgerinnen und Bürger Kanadas am 3. Mai zu einer landesweiten Wahl aufgerufen. Und was sich bereits zuvor drohend abgezeichnet hatte, trat tatsächlich ein: Die Conservative Party des amtierenden Premierministers, Stephen Harper, errang die absolute Mehrheit der Parlamentssitze. Während sie seit den letzten beiden Wahlen 2006 und 2008 nur mit wechselnden und stets prekären Mehrheiten regieren konnten, können die Konservativen nun also wirklich „durchregieren“.

Harpers Wahlkampfstrategie hat sich also ausgezahlt. Er berief sich auf das relativ erfolgreiche Management der jüngsten Wirtschaftskrise, die Kanada im Vergleich zu den USA weitgehend ungeschoren überstand. Erfolgreich haben die Konservativen jede Alternative zu dem von ihnen beanspruchten wirtschaftlichen Stabilitätskurs als unverantwortlich desavouiert und Ängste vor einer vermeintlich instabilen und ineffektiven Minderheiten- bzw. Koalitionsregierung geschürt. Mit dem Wahlsieg kann die Partei nun ihr Programm aus „wirtschaftsfreundlichen“ Steuersenkungen und mehr law and order um-setzen.

Der Wahlerfolg Stephen Harpers ist vor allem auf einen konservativen Durchbruch im Großraum Toronto zurückzuführen, in dem sich fast ein Drittel aller Wahlbezirke befindet.

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Konservatismus

Donald Trump und die moderne Konterrevolution

von Bernard E. Harcourt

Mit einer Flut von Präsidialdekreten und Notstandserklärungen hat Donald Trump die Axt an den US-amerikanischen Regierungsapparat und die globale Ordnung gelegt. Er zerschlägt den Verwaltungsstaat, schließt Behörden und entlässt Bundesbedienstete.

Für Gott und gegen das Böse

von Carlotta Voß

Seit Putins Vollinvasion der Ukraine am 24. Februar 2022 ringt das demokratische Europa nicht nur mit diesem fundamentalen Angriff auf seine territoriale Integrität, sondern auch mit seiner Geschichtsphilosophie. Pflichtschuldig wird in politischen Reden eingestanden, man habe sich geirrt in der Überzeugung, die Zeitenwende von 1989 markiere ein „Ende der Geschichte“.