Die argentinische Gesellschaft gibt, von außen wie von innen betrachtet, Rätsel auf. Denn „kein anderer südamerikanischer Staat [war] so sehr Wechselbädern aus Aufstieg und Kollaps ausgesetzt… wie Argentinien, das alle 10 Jahre in eine tiefe Krise stürzt und sich ebenso schnell wieder davon erholt“.[1] Sollte diese Zyklen-Theorie tatsächlich zutreffen, wäre es nun, eine Dekade nach der schweren Wirtschaftskrise in den Jahren 2001 und 2002, wieder an der Zeit für einen neuen Absturz.
Doch im Vorfeld der am 23. Oktober 2011 stattfindenden Präsidentschaftswahlen sind in Argentinien weder gravierende politische, soziale, noch ökonomische Instabilitäten abzusehen. Im Gegenteil, dem Land geht es relativ gut: Seine Wirtschaft verzeichnet – nach dem Wachstumseinbruch im Kontext der weltweiten Krise 2008/09 – wieder hohe Wachstumsraten. 2010 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 9,2 Prozent; für das laufende Jahr werden 7 Prozent prognostiziert. So herrscht augenblicklich in Argentinien eine Art Bonanza-Stimmung.